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Alle korrupt. Immer.
Ich möchte heute zu einem schönen Thread von Mela Eckenfels auf Mastodon Stellung nehmen. Das fällt mir nicht ganz leicht, denn ich möchte ja nicht undankbar oder weinerlich erscheinen. Ist auch immer etwas schwierig wenn man so ein bisschen über sich selbst schreibt. Geht aber ja eigentlich auch gar nicht um mich.
Bevor ich weiterschreibe, will ich erstmal den Thread von Mela hier einfügen und sehr zur Lektüre empfehlen:
https://zusammenkunft.net/@Mela/115776293006911868
https://zusammenkunft.net/@Mela/115776293354899470
https://zusammenkunft.net/@Mela/115776293701855599
https://zusammenkunft.net/@Mela/115776294079029299
https://zusammenkunft.net/@Mela/115776294563958855
Ich möchte das aus der Sicht eines Kommunalpolitikers kommentieren. Wir sind laut Deutschlandfunk rund 200.000 im Land. Ich bin seit 2004 aktiv, seit 2009 Gemeinderat und seit 2019 Kreisrat. Aktuell bin ich auch Vorsitzender meines SPD Ortsvereins Kaiserstuhl Tuniberg und meines SPD Kreisverbands Breisgau Hochschwarzwald.
All diese Ämter nehmen den absoluten Großteil meiner Freizeit ein und keines davon bringt mir nennenswerte Einnahmen. Wegen der Sitzungsgelder lässt sich niemand in einen Dorfgemeinderat oder einen ländlich geprägten Kreistag wählen.
Tatsächlich erfahre ich für meine Arbeit im sogenannten „real life“ im Dorf auch echte Anerkennung und Wertschätzung. Das bedeutet mir sehr viel und das ist auch keine Eitelkeit. Das geht ganz sicher auch allen anderen in den Vereinen engagierten Menschen genauso.
In den sozialen Medien – und damit meine ich auch Mastodon – ist das aber oft anders. Da werden alle über einen Kamm geschoren. Kann man auch schön in dem ein oder anderen Kommentar unter Melas Thread nachlesen und auch ich bekomme zumindest auf dem Mastodon-Account meines Ortsvereins auch schon mal Kommentare, die an Verachtung nicht zu überbieten sind. Zuletzt hier.
Ich halte das schon aus, denn erstens habe ich ausreichend Fell und zweitens siehe vorletzter Absatz. Will hier auch überhaupt nicht auf die Tränendrüse drücken.
Es gibt aber schon Tage und Momente, da nagt das einem. Ich kann mir sehr lebhaft vorstellen, dass sich politisch interessierte Bürger:innen das nicht antun wollen. Wer will schon gerne persönlich für die vermeintlichen oder echten Verfehlungen oder Fehler einer Partei vor mehreren Jahrzehnten verantwortlich gemacht werden.
Wenn sie sich also engagieren willen, dann lieber außerhalb der Parteien. Das beobachten wir in Baden-Württemberg seit langer Zeit und das ist vermutlich auch andernorts ähnlich. Es engagieren sich insgesamt weniger und die, die noch mitmachen wollen, finden sich eher zu freien, unabhängigen, wilden Listen zusammen. Das ist ihr gutes Recht und ich will das nicht ins Lächerliche ziehen. Aber oft fühlt man sich dann schon an Monty Python erinnert und verwechselt die Volksfront von Judäa mit der judäischen Volksfront.
Damit bricht den „großen Parteien“, die dann halt doch die Geschicke des Landes beeinflussen, aber Nachwuchs und Basis weg. Mithin also die Anbindung von „denen da oben“ an „die da unten“. An der Stelle wird die ganze pauschale Verteufelung der Berufspolitiker dann also so etwas wie eine selbsterfüllende Prophezeiung.